Die Migros bleibt alkoholfrei – Abstimmende zeigen, dass Alkohol kein Produkt wie jedes andere ist
16.06.2022
In allen regionalen Genossenschaften der Migros haben die Abstimmenden, teilweise mit überwältigenden Mehrheiten, den Alkoholverkauf abgelehnt. Sie haben damit zum Ausdruck gebracht, dass Alkohol kein Konsumgut wie jedes andere ist. Die öffentliche Diskussion dazu wurde auch durch die Kampagne von Sucht Schweiz angeregt, die nun weitergehen muss. Nach dem JA zur Initiative „Kinder ohne Tabak“ hat sich zum zweiten Mal innert kurzer Zeit eine klare Mehrheit von Stimmenden für die Suchtprävention ausgesprochen. Die Politik ist damit zum Handeln aufgefordert.
Sämtliche der 10 Genossenschaften haben den Alkoholverkauf abgelehnt, mit zwischen 55,3 % und 80,3 % Nein-Stimmen. Das Stimmvolk der Migros hat also ein klares Zeichen gesendet: Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die zahlreiche gesellschaftliche Probleme verursacht. Deshalb soll die Migros weiterhin auf den Verkauf von Alkohol verzichten.
Video «Migros, bleib, wie Du bist!» über 360’000 Mal gesehen – und beachtet
Parallel zum Beginn der Urabstimmung in der Migros hat Sucht Schweiz eine Kampagne gestartet, und zwar mit Plakaten, Videos und einem «Liebesbrief» an die Migros, den die Bevölkerung mitunterzeichnen konnte. Das Video wurde in drei Wochen von über 360’000 Personen gesehen. In der Öffentlichkeit wurde das Thema breit diskutiert und erkannt, dass die Alkoholprobleme in der Schweiz noch immer beträchtlich sind.
Bevölkerung will starke Suchtprävention – Politik muss jetzt handeln
Mit der Initiative Kinder ohne Tabak und der Abstimmung zum Alkohol in der Migros, wo über 2 Millionen Menschen an die Urne gerufen worden sind, hat das Stimmvolk sich klar für politisches und wirtschaftliches Handeln für eine starke Suchtprävention ausgesprochen. Angesichts der weiter zunehmenden Gesundheitsorientierung der Bevölkerung sind die Parlamente und Regierungen auf Bundes- und Kantonsebene mehr denn je aufgefordert, diesen Auftrag endlich umzusetzen und wirtschaftlichen Partikularinteressen vorzuziehen. Zudem müssen die finanziellen Mittel für die Suchtprävention klar gesteigert werden, wenn eine Verbesserung der Situation erreicht werden soll. Das Resultat der Alkoholabstimmung hat im Übrigen auch gezeigt, dass ein grosser Diskussionsbedarf um den Platz des Alkohols in der Gesellschaft besteht.
Alkohol im Internet – grosser Handlungsbedarf
Die Resultate von Alkoholtestkäufen in der Schweiz zeigen, dass noch viel zu viel Alkohol illegal an Jugendliche verkauft wird. Bei Bestellung im Internet kommen sie gar in den allermeisten Fällen problemlos an den Alkohol, dies auch im Onlineshop der Migros, wie eine neue Untersuchung zeigt. Es besteht bei praktisch allen Onlineshops ein dringender Handlungsbedarf. Die Migros und andere Unternehmen haben Besserung gelobt und könnten nun auch mit gutem Beispiel vorangehen. Möglicherweise braucht es aber auch hier klarere gesetzliche Vorgaben, damit alle Anbieter den Jugendschutz respektieren.
Auskunft:
Markus Meury, Mediensprecher
mmeury@suchtschweiz.ch | Tel.: 021 321 29 63
Fakten zu Alkohol
Alkohol ist kein gewöhnliches Konsumgut, sondern eine psychoaktive Substanz, die viele Schäden verursachen kann
- Pro Jahr sterben in der Schweiz 1550 Menschen aufgrund von Alkohol.
- Alkohol ist die Todesursache Nr. 1 bei 15-24-jährigen Männern.
- Jährlich werden rund 11’500 Personen mit der Diagnose Alkoholintoxikation in einem Schweizer Spital stationär behandelt.
- Die Hälfte aller Gewalttaten in der Schweiz findet unter Alkoholeinfluss statt.
- 250’000 Menschen in der Schweiz sind alkoholabhängig.
Nötige Massnahmen
Es ist höchste Zeit, dass die Politik Massnahmen ergreift. Insbesondere ist die Wirksamkeit preislicher Massnahmen, der Einschränkung der Erhältlichkeit sowie der Werbung breit belegt. Sucht Schweiz fordert deshalb unter anderem:
- Einen Mindestpreis gegen Billigalkohol (wie in Schottland, Wales und Irland bereits erfolgreich eingeführt) oder Steuererhöhungen entsprechend des Alkoholgehalts, um den Alkoholkonsum von Jugendlichen und Risikokonsumierenden zu reduzieren.
- Restriktionen im Bereich der Alkoholwerbung und des Sponsorings, die Jugendliche sehen. Dies gilt besonders für Werbung im Internet und in den sozialen Medien.
- Die Durchsetzung des Jugendschutzes mit zusätzlichen Massnahmen wie Ausweispflicht, dies insbesondere bei Bestellung im Internet, wo Jugendliche praktisch uneingeschränkt Alkohol erhalten.