Nationale Aktionswoche für Kinder von Eltern mit Suchterkrankung – Das können Menschen im Umfeld tun

Nationale Aktionswoche

07.03.2023

In der Schweiz wachsen schätzungsweise 100’000 Kinder in einem Elternhaus auf, das von Alkohol oder anderen Substanzen schwer belastet ist. Doch das Umfeld kann diese Kinder unterstützen, wie eine neue Broschüre zeigt. Die jährliche, von Sucht Schweiz koordinierte Aktionswoche findet heuer vom 13. bis zum 19. März statt und hat die Interventionsmöglichkeiten der Nahestehenden zum Thema. Zahlreiche Organisationen in 13 Kantonen führen hierzu knapp 30 öffentliche Aktionen durch. Zudem stellen ehemalige Betroffene ihre Berichte zur Verfügung.

Die diesjährige Aktionswoche steht unter dem Motto „Was kann das Umfeld tun?“. Denn die Bevölkerung kann die Augen offenhalten und dazu beitragen, dass betroffene Kinder Halt und Unterstützung finden. Zahlreiche Aktionen in den Regionen sowie die neue Broschüre befassen sich mit diesem Thema. Letztere gibt Menschen im Umfeld Anleitung wie mit betroffenen Eltern und Kindern das Gespräch gesucht werden kann und wie man für betroffene Kinder da sein kann. Gleichzeitig wird gezeigt, welche Instanzen im Notfall helfen.

«Das Kind soll geschützt werden. Vertraut es sich Ihnen an, betrachten sie dies als Geschenk, nicht als Belastung… Erkennen sie ein kindliches Leiden, ein Flehen, ein wortloses Signal. Hören Sie hin. Setzen Sie sich damit auseinander, auch auf die Gefahr hin, dass gar nichts ist. Lieber einmal zu oft Unterstützung anbieten als einmal zu wenig.» Marc (Pseudonym) ist bei Eltern aufgewachsen, die eine Suchterkrankung hatten

Die Situation der Kinder von Eltern mit einer Suchterkrankung

Wenn ein Elternteil suchtkrank ist, leidet die ganze Familie darunter. Für die Kinder bedeutet dies oftmals, dass das Familienklima angespannt, konfliktbeladen und unberechenbar ist. Sie sind täglich mit Angst, Scham, Schuldgefühlen, Unsicherheit und nicht zuletzt mit Isolation konfrontiert.

«Da man in einem Dorf wohnt, weiß man sehr gut, dass „jeder Bescheid weiß“. Meine Mutter war oft krank, oft abwesend, verlor mehrere Jobs und häufte Schulden an, bis sie schließlich die Miete nicht mehr bezahlen konnte. Schließlich musste sie sich an das Sozialamt wenden. Als Erwachsene blicke ich mit Bitterkeit auf diese Zeit zurück, vor allem gegenüber den Erwachsenen, die mich damals umgaben. Nur sehr wenige kümmerten sich um das, was ich durchmachte. Ich war brav und schulisch erfolgreich, also „warum sich Sorgen machen“.» Aline (Pseudonym), 34 Jahre, ist mit einer alkoholabhängigen Mutter aufgewachsen.

Kinder aus suchtbelasteten Familien lieben ihre Eltern und wollen sie schützen. Umgekehrt wollen auch suchtkranke Eltern gute Eltern sein und verheimlichen aus Angst und Scham ihre Probleme. Deshalb bleibt die schwierige familiäre Situation meist geheim und die Kinder tragen die Last dieses Geheimnisses während der ganzen Kindheit. Ihr Leiden wird deshalb oft nicht erkannt.

Auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene

Die Aktionswoche ist auch Teil einer internationalen Bewegung: Verschiedene Länder wie Deutschland, Grossbritannien, Irland, Finnland, Slowenien, USA, Südkorea und Indien führen z.T. seit mehreren Jahren eine solche Aktionswoche durch. In der Schweiz beteiligen sich zahlreiche Organisationen und führen in 13 Kantonen öffentlichkeitswirksame Aktivitäten durch. Eine (noch nicht ganz vollständige) Liste der knapp 30 Aktivitäten und der Organisatoren finden unter dem Link. Die lokalen Organisatoren sind Fachleute und geben den Medien gerne auch ihre Erfahrungen weiter.

Die Aktionswoche wird im Übrigen durch verschiedene Persönlichkeiten wie der Komiker Renato Kaiser, der Streetartkünstler Bane und die Verlegerin Ellen Ringier, welche ihre Betroffenheit zum Ausdruck bringt: „Die schwerwiegenden gesundheitlichen und sozialen Folgen treffen die wehrlosen Kinder suchtkranker Eltern mit voller Wucht! Sie gehen ebenfalls durch die Hölle, sie sind oft ein Leben lang traumatisiert. Werden sie ihr Trauma und ihren Schmerz später selber versuchen, mit Suchtmitteln zu lindern?“

Weitere Informationen sowie Betroffenenberichte finden sich im Anhang sowie auf der Kampagnenwebsite  unter:

 

Auskunft:

Markus Meury (Deutsch)
Mediensprecher
mmeury@suchtschweiz.ch
021 321 29 63

Margaux Salvi-Délez (Französisch und italienisch)
Kampagnenleiterin
msalvidelez@suchtschweiz.ch
Tel 021 321 29 89